In Kiel gibt es viele Kunstwerke, die öffentlich ausgestellt sind. Einige sind bestimmten Personen oder Personengruppen gewidmet, so auch der Werftarbeiter. Aber gerade dieses Kunstwerk ist auch ein gutes Beispiel, dass eine Wertschätzung sich ins Gegenteil verkehren kann. Denn schnell wurde der Werftarbeiter als „Werftarbeiter auf der Suche nach seiner letzten Lohnerhöhung“ vom Volksmund verunglimpft. Den Werftarbeitern wäre eine Wertschätzung in Form einer Lohnerhöhung lieber gewesen, als die Errichtung eines Denkmals.

Aber nun noch einmal von vorn:
Lange wurde die Wirtschaft der Stadt Kiel von der Marine, den Werften und ihren Zulieferbetrieben bestimmt. Auch nach den Kriegen spielte der zivile Schiffsbau für den Wiederaufbau des zerstörten Kiel eine große Rolle. Als Generaldirektor der Howaltswerke AG beauftragte Adolf Westphal 1959 den Künstler Walter Rössler, ein Denkmal für die Werftarbeiter zu erstellen.
Die Skulptur zeigt einen Arbeiter in Arbeitskleidung, kniend, mit dem Kopf nach unten geneigt. Die Darstellung des Arbeiters hebt sich deutlich von den heroischen Darstellung früherer Jahre ab. Wer einen Vergleich ziehen möchte, darf sich gerne den „Werftarbeiter“ und am Haus 4 auf dem Seefischmarkt ansehen. Das Kunstwerk stammt von Erich Schmidt-Kabul aus den Jahren 1939/1940, der zahlreiche nationalsozialistische Hoheitszeichen an öffentlichen Gebäuden schuf. Er unterstützte so die Propaganda der Nazis. Ziemlich merkwürdig, denn wegen des Erbgesundheitsgesetzes (Link setzen) eben dieser Nazis wurde er nach einem Aufenthalt in der Kieler Nervenklinik zwangssterilisiert.
