Deutschland ist Spitze

Ok, vielleicht nicht absolut, aber was die Menge an produziertem Müll angeht belegen wir aus europäischer Sicht zumindest Platz vier. 617 Kilogramm pro Kopf und Jahr (Stand 2013), mehr schafft nur noch Zypern (624kg), Luxemburg (653kg) und Spitzenreiter Dänemark mit 747 Kilogramm. Die Menschen in Deutschland verursachen 136kg mehr Müll im Jahr als der/die europäische Durchschnittsbürger_in. Davon sind 213kg, also etwa ein Drittel, reiner Verpackungsmüll. Der Versandhandel und „Coffee to go“ lassen grüßen. Die Kieler_innen sind hier auch ganz gut dabei. Alleine 44.300 Tonnen Restmüll erhielt die Müllerverbrennung Kiel GmbH & Co. KG 2016 von der ABK.

Richtig trennen

Richtig trennenUnser Abfall wird dabei grob in die Bereiche Glas-, Papier-, Bio-, Verpackungs-, Restmüll und Sonderabfall/Schadstoffe unterteilt. Schadstoffe sind giftig und gefährlich! Sofern es keine Rückgabemöglich über den Handel gibt, wie z.B. bei Batterien,  müssen diese bei den Schadstoffsammelstellen abgegeben werden. Für Privatpersonen ist das kostenlos. Der Papiermüll kann verkauft werden, damit daraus Recyclingpapier hergestellt werden kann. Pro Tonne Altpapier gibt es derzeit, je nach Qualität, ca. 100€. Daher ist die Papiertonne auch so günstig. Glasabfälle gehören in die entsprechenden Container. Bio- und Gartenabfälle werden relativ kostengünstig weiterverarbeitet und kommen später, z.B. als Kompost, wieder zurück in den Stoffkreislauf.

Es soll aber bitte niemand glauben, dass sich der ABK damit eine goldene Nase verdient. Die Weiterverarbeitung unserer Bioabfälle kostet Geld und ist von uns mit den Entsorgungsgebühren zu bezahlen. Auch die Verwertung der Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack bzw. der gelben Tonne wird von uns bezahlt. Diese Kosten sind bereits beim Kauf des Produkts eingepreist.
Zu guter Letzt der Restmüll. Dieser wird verbrannt und somit thermisch verwertet: Die im Abfall enthaltene Energie wird in die Nutzenergien Strom und Wärme umgewandelt und aus den Reststoffen Sekundärprodukte erzeugt, die dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt werden. Trotz aufwändiger Reinigungs- und Filtersysteme, welche von der Müllverbrennung Kiel GmbH & Co. KG (MVK) eingesetzt werden und somit auch alle gesetzlichen Vorgaben übererfüllt sind, gelangen durch die Verbrennung unvermeidliche Schadstoffe in die Umwelt.

Nur durch einen bewussteren Umgang beim Kauf und bei der Mülltrennung lassen sich Schadstoffemissionen weiter verringern.

Das Kuriose an der Sache ist aber, dass das viele Kieler_innen nicht zu interessieren scheint. Eine Studie aus 2012 ergab, dass in Kiel die Restmülltonne teils bis zur Hälfte mit Essensresten, Küchenabfällen und Grünschnitt befüllt wird. Im Gegensatz dazu landet z.B. in Lübeck pro Person und Jahr 20kg mehr Bioabfall in der braunen Tonne und in Neumünster ist es doppelt so viel wie in Kiel. Es ist also durchaus sinnvoll wenn die Stadt Kiel, wie geplant, auf diesen Missstand mit einer Änderung der Gebührenordnung reagiert. Motto: Wer richtig trennt, lebt günstiger.

Schadstoffsammelstelle in der Gutenbergstraße

Schadstoffsammelstelle in der Gutenbergstraße

 

Was geschieht mit dem Müll?

  • Sondermüll und Schadstoffe
    Wird von der ABK für Privathaushalte kostenlos angenommen und produktspezifisch entsorgt. Meist in speziellen Verbrennungsanlagen.
  • Gelber Sack/Gelbe Tonne

Wird derzeit durch die Firma Remondis gesammelt. In einer Sortieranlage werden die nicht recycelfähigen Reststoffe aussortiert und einer energetischen Verwertung zugeführt.
Sie werden also verbrannt und damit Strom und Wärme erzeugt. Was recycelbar ist, wird wiederverwertet.

  • Papier
    Sammlung durch die ABK. Das Altpapier wird an Papiermühlen veräußert und diese produzieren daraus Recyclingpapier. Papier kann bis zu sechsmal wiederverwendet werden.
  • Biomüll

Wird derzeit in einer Mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage in Lübeck vergoren. Das gewonnene Biogas wird in Strom und Wärme umgewandelt, die Gärreste werden weiterverarbeitet und zum Beispiel in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt. Die Problematik hierbei: Durch die Gärreste gelangen Nitrate in die Böden und belasten unser Grundwasser.
Auch durch Plastikpartikel werden unsere Böden verunreinigt.

  • Glas
    Altglas kann mehrfach eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Glasprodukte genutzt werden. Solch eine erneute stoffliche Nutzung ist umweltverträglich und kann viel Energie und viele Rohstoffe einsparen, wenn die verschiedenen Glasprodukte wie Flaschen und Fenstergläser an ihrem Lebensende dem richtigen Entsorgungsweg zugeführt werden.
    Zu einem geringeren Teil wird aus Altglas auch Glas- und Steinwolle hergestellt, die als Dämmmaterial eingesetzt wird.
  • Restmüll und Sperrmüll
    Dieser Abfall wird von der ABK eingesammelt und bei der Müllverbrennung Kiel (MVK) verbrannt. Mit der hierbei gewonnenen Energie wird Strom für den Eigenbedarf produziert und die Stromüberschüsse ins öffentliche Netz gestellt. Weiterhin wird mit der erzeugten Wärme das Fernwärmenetz der Stadtwerke gespeist. Das entspricht etwa dem Heizungsbedarf von 17.000 Haushalten.

Umweltgerechtes verbrennen

Die MVK ist eine der saubersten Müllverbrennungsanlagen in Deutschland und erhielt 2016 den Umweltpreis der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V. Die Anlage arbeitet mit einem Wirkungsgrad von mindestens 73% sehr energieeffizient, durch eine aufwendige sechsstufige Rauchgasreinigungsanlage werden die Schadstoffemissionen auf ein Minimum reduziert. Zwar beinhalten die Abgase noch immer Stoffe wie Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff und Quecksilber, allerdings ist die Umweltbelastung laut der MVK im Vergleich zum Auto- und Schiffsverkehr sowie zu Hauskaminen zu vernachlässigen. Die gesetzlich vorgegebenen Immissionsgrenzwerte werden darüber hinaus weit unterschritten.

Guter Müll

Würden die knapp 140.000 Tonnen Restmüll, die in der MVK jährlich verbrannt werden, in die großen Müllfahrzeuge gepresst und aneinander gereiht werden, ergäbe das eine Luftlinie vom Kieler Schloss bis nach Seevetal, also südlicher Hamburger Speckgürtel. Es sind wahre „Müllberge“, die hier Jahr für Jahr anfallen. Die durch unser Konsumverhalten erzeugten Abfallmengen müssen recycelt, thermisch verwertet (verbrannt) oder deponiert werden. In jedem Fall belasten wir durch die von uns erzeugten Abfallmengen unsere Umwelt.

Daher gibt es nur eine gute Form von Müll: Den, der gar nicht erst anfällt.

Angefangen beim Produktdesign, dem Aufbau der Gerätschaften, den verwendeten Materialien und natürlich dem Konsumverhalten eines jeden einzelnen Verbrauchers. Hier sind alle gefordert: die Politik mit entsprechenden Rahmenbedingungen, die Industrie mit der Umsetzung in entsprechende modulare und langlebige Produkte, zum Beispiel durch den Verzicht auf die Verwendung von Billigst-Kondensatoren in Elektronikprodukten oder Verbundmaterialien bei Produkten und Verpackungen, aber auch wir als Kunden. Vor dem Kauf einfach mal überlegen, ob das Teil wirklich gebraucht wird, oder die Wurst und den Käse vielleicht doch lieber von der Frischetheke nehmen, anstatt den mit der Plastikverpackung. Und Klamotten lassen sich ändern und viele Gerätschaften reparieren. Es muss nicht immer gleich was Neues her.

ABK Wertstoffhof Daimlerstraße

ABK Wertstoffhof Daimlerstraße

 

Schadstoffmobil Kiel

Das Schadstoffmobil fährt in regelmäßigen Abständen verschiedene Haltestellen in Kiel an. Wo und wann es hält, könnt ihr auf der Webseite erfahren. Zu beachten ist, dass die Schadstoffe dort ordnungsgemäß abgegeben werden müssen. Das heißt, sie müssen in der Originalverpackung aufrecht stehend, gut verschlossen und trocken transportiert werden. Das Schadstoffmobil nimmt eine Höchstmenge von 20 kg an. Schadstoffe dürfen nicht an den Haltestellen einfach abgestellt werden.

Infobox:
Alleine für die Herstellung von Pappbechern sind in Deutschland pro Jahr ca. 29.000 Tonnen Papier notwendig. Für dessen Produktion werden etwa 64.000 Tonnen Holz verbraucht. Oder anders gesagt: Für den schnellen Kaffee-Genuss im Einweg-Becher müssen jährlich ungefähr 43.000 Bäume gefällt werden. Geht man davon aus, dass im dem fiktiven Wald alle vier Meter ein Baum steht, dann entspräche die benötigte Fläche über dem fünffachen des Parks in der Forstbaumschule, vorausgesetzt dort gäbe es nur Wald und keine Rasenflächen.
Alles nur für Einwegbecher.

 

Müllentsorgung in Kiel

Wer sich nicht sicher ist, wohin er seinen Müll bringen kann, sollte sich immer beraten lassen. Beratung und Informationen bekommt man hier:

ABK Beratung für private Haushalte

Oder beim

  • Umweltschutzamt
    Holstenstraße 108
    24103 Kiel
    0431 / 901-2182

Für die Entsorgung von  Chemikalien und Schadstoffen:

  • Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel – Schadstoffsammelstelle Kiel
    Gutenbergstraße 57
    24116 Kiel
    0431 / 5579-441