Letzten Herbst war meine Geduld am Ende: ich habe mir im Baumarkt einen Müllgreifer gekauft. Ich wohne seit über 20 Jahren in Gaarden und mir ist aufgefallen, dass der Müll auf den Straßen in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Jeden Morgen beim Blick aus dem Wohnzimmerfenster von diesem Müll begrüßt zu werden, ist kein schöner Start in den Tag. So fing ich an, zumindest den Müll, der draußen im Blickfeld meines Wohnzimmerfensters zu sehen war, regelmäßig zu beseitigen. Der eine oder die andere Gaardener*in wird mich gut verstehen, wenn sie diese Zeilen lesen. Den Gedanken, eine Müllsammelaktion für diesen Stadtteil zu organisieren und umzusetzen, hatte ich schon länger. Ich informierte mich im Internet über diverse Links, wie man eine Müllsammelaktion durchführt. Zudem habe ich dann auch einiges über wilde Müllablagerungen und den negativen Folgen für die Umwelt gelesen. Mir wurde klar, dass ich konkret etwas gegen diese Missstände tun wollte.

Die Aktion
So legte ich die Route und den Zeitpunkt fest. Aus meinem Bekannten- und Freundeskreis konnte ich vier Personen zur Teilnahme bewegen. Ein Freund, der bei mir um die Ecke wohnt, war sofort bereit mitzumachen. Er gehört auch zu den Stadtteilbewohner*innen, die sich diese Vermüllung nicht mehr gefallen lassen wollen und aktiv geworden sind. Ein Teilnehmer sagte mir aber auch, dass es ihm unangenehm wäre, als Müllsammler in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Dahinter stecken oft Ängste und Bedenken, die gar nicht zutreffend sind!
Aber der Reihe nach. Ich setzte mich mit der zuständigen Mitarbeiterin des Abfallwirtschaftsbetriebs, Frau Voss, telefonisch in Verbindung. Frau Voss war sehr hilfsbereit! Das Equipment, (Greifer, Müllbeutel und Einweghandschuhe), brachte sie mir persönlich vorbei. Und so ging es an einem freundlichen Herbstmorgen im Oktober los.
Den Verlauf der Route hatte ich meinen Mitstreiter*innen nur mündlich mitgeteilt, was zur Folge hatte, dass ich einen Teil der Gruppe aus den Augen verlor. Wie so oft im Leben, läuft es nicht so wie man denkt. Zwei aus unserer Gruppe hatten sich selbstständig gemacht und zum Glück das Areal ausgesucht, das auch auf der Route eingeplant war. Daraus habe ich gelernt, die Teilnehmer*innen einer Aktion im Vorfeld besser mit handfesten Infos zu versorgen. Sobald einer von unserem Team einen Müllbeutel voll hatte, informierte ich Frau Voss telefonisch. Es war wichtig, ihr den Standort mitzuteilen, wo wir die Müllbeutel platzierten. Werden die abgelegten Müllbeutel nicht zeitnah abgeholt, könnten sie als Einladung missverstanden werden, weiteren Müll abzuladen. Frau Voss informierte dann die Stadtreinigung zur zeitnahen Abholung. In den vier Stunden unserer Müllsammelaktion kamen acht volle 120 Liter Müllbeutel zusammen. Das Equipment gab ich am Ende der Aktion in der Zweigstelle des Abfallwirtschaftsbetriebs in der Preetzer Straße wieder ab.
Ein Areal unserer Route möchte ich besonders erwähnen: Es ist der Gehweg zwischen der Hans-Christian-Andersen-Schule und dem gegenüberliegenden Hochhaus. Dort wurden wir von Passant*innen häufig angesprochen und bekamen positive Resonanz zu unserer Aktion. Gerade Bereiche, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, sollten müllfrei sein! Wilder Müll gefährdet die Gesundheit und belastet die Umwelt. Den Kindern und Jugendlichen das zu vermitteln, ist ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen.
Der Müll, den wir sammelten, war kleiner bis mittelgroßer Müll wie zum Beispiel: Zigarettenstummel, Plastiktüten, bis hin zum abgestellten Kinderwagen. Es ist schon verrückt, was die Leute so wegschmeißen. Ich fand ein gut erhaltenes Set von Glasuntersetzern und kleine Eisenhaken, die ich nun in meiner Küche verwende. So ist das zumindest ein kleiner Beitrag zur tatsächlichen Nachhaltigkeit.
Der wilde Müll macht sich rar

Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Wenn ich dann die Müllberge in meinem Stadtteil sehe, ist von der Bedeutung dieses Wortes wenig zu spüren. Die Planung und Durchführung dieser Müllsammelaktion hat mir aber Anlass zur Hoffnung gegeben. So eine Aktion umzusetzen ist einfacher, als ich dachte. Die Kommunikation mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb und der Stadtreinigung verlief reibungslos. Wie schon erwähnt, hatten wir auch positive Rückmeldungen von Passant*innen während der Aktion. Mittlerweile habe ich mich mit einigen Bewohner*innen aus meiner Straße vernetzt. Das kam aber nur zustande, weil ich, wie gesagt, auch schon seit längerer Zeit angefangen habe, den Müll vor meiner Haustür zu entfernen. Das ist dann in meinem Wohnumfeld von Anwohner*innen zur Kenntnis genommen worden, die ihrerseits jetzt auch aktiv geworden sind. Zurzeit bin ich auch weiterhin einmal die Woche mit Freund*innen in diesem Stadtteil unterwegs, den wilden Müll einzudämmen. Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel die Leser*innen ermutige, die Müllproblematik nicht länger passiv hinzunehmen. Denn in der Straße, in der ich lebe, hat sich der Müll deutlich und sichtbar verringert! Es kann sich also lohnen, die Probleme einfach mal anzupacken.
Info Box
Abfallwirtschaftsbetriebs Mitarbeiterin Marion Voss ist zuständig, wenn es um das Equipment geht. Tel.: 0431-5854-177 Mail:
Kommunaler Ordnungsdienst ist zuständig, wenn man Personen in flagranti beim Ablegen von wildem Müll erwischt, oder sich Hinweise auf konkrete Adressen von Verursacher*innen ergeben. Tel.: 0431-2079 Mail:
App: Melde.Möwe: Mit dieser App kann man am PC oder über die App auf dem Smartphone direkt oder nach Rubriken sortiert Missstände im Kieler Stadtgebiet melden.www.kiel.de/meldemoewe, für telefonsiche Meldungen ist der ABK auch unter Tel.: 0431-58540 zu erreichen.
Hier noch ein Link zum Thema, wie man eine Müllsammelaktion organisiert: https://magazin.nebenan.de/artikel/mitmach-set-aufraeumaktion-in-der-nachbarschaft