Ein Bericht über die Beratungsstelle für männliche Betroffene
Warum ein Angebot für Männer?
Sexuelle Gewalt an Männern? Gibt’s doch gar nicht! In der Öffentlichkeit wird dieses Thema gerne verleugnet, da Männer laut unserem gesellschaftlichen Rollenbild ja als das „starke Geschlecht“ gelten. So kommt es oft dazu, dass Männer das Erlebte gar nicht so richtig verarbeiten können und es vermehrt zu Schamgefühl und Unsicherheit kommt.
Da alle Menschen verschieden sind, wirkt sich die Traumatisierung unterschiedlich aus und man sieht es den meisten erwachsenen Männern nicht an, ob sie in ihrer Vergangenheit Opfer von sexueller Gewalt geworden sind.
Einige sind kontaktfreudig – andere eher zurückgezogen. Manche sind klammernd – andere gehen keine feste Beziehung ein. Jede/r, der/die sich in einer schwierigen Situation wiederfindet, weil bei ihm oder seinem/r Partner_in alte Erinnerungen wieder zum Vorschein kommen, benötigt Hilfe – ganz gleich, welches Geschlecht er/sie hat.
In der Vergangenheit kam es vermehrt zu Bekanntmachungen von sexuellen Übergriffen an Jungen innerhalb von kirchlichen Einrichtungen und Privatschulen. Dies führte dazu, dass betroffene Männer ihr Schweigen brachen und ihre traumatischen Erlebnisse öffentlich machten. Hierbei wandten sie sich vermehrt mangels Alternative an die Frauenberatungsstellen. Dass solche Einrichtungen für Männer fehlten, ist auch auf die Tabuisierung von „sexueller Gewalt“ an Männern zurückzuführen.
In der Vergangenheit kam es vermehrt zu Bekanntmachungen von sexuellen Übergriffen an Jungen innerhalb von kirchlichen Einrichtungen und Privatschulen. Dies führte dazu, dass betroffene Männer ihr Schweigen brachen und ihre traumatischen Erlebnisse öffentlich machten. Hierbei wandten sie sich vermehrt mangels Alternative an die Frauenberatungsstellen. Dass solche Einrichtungen für Männer fehlten, ist auch auf die Tabuisierung von „sexueller Gewalt“ an Männern zurückzuführen.
Was ist die Männerberatung?
Ungefähr zehn Prozent aller Männer wurden in ihrem Leben schon einmal oder mehrfach sexuell missbraucht. Zehn Prozent, die lange Zeit ein Geheimnis mit sich herumgetragen haben und nun die Möglichkeit erhalten, über ihre Vergangenheit zu sprechen. In landesweit drei Anlaufstellen bietet die Beratung für männliche Betroffene von sexueller und häuslicher Gewalt das an, was es für Frauen schon länger gibt: ein offenes Ohr. Zwar gab es bereits 2012 ein Projekt für Männer, welches aber aufgrund der Finanzierung nur bis Anfang 2015 bestand. 2016 wurde das Projekt durch den Schleswig-Holsteinischen Landtag und das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung in den Haushalt aufgenommen und konnte so ab dem Ende des Jahres 2016 wieder genutzt werden.
Das Angebot der Männerberatungsstelle Kiel umfasst unter anderem eine anonyme Beratung am Telefon oder persönlich, Stabilisierungshilfe in einer Krise, Aufbau von Selbsthilfegruppen und die Beratung von Angehörigen oder Partner_innen.
Es gibt zwei Frauen und einen Mann, die für die Beratung zuständig sind, wobei man sich aussuchen kann, ob man sich weibliche oder männliche Unterstützung wünscht. In der Beratung bestimmen Sie selbst, worüber Sie sprechen möchten. Je nach Bedarf werden einmalige Informationsgespräche oder auch längere Beratungsprozesse – etwa als Überbrückung bis zum Beginn einer Therapie – angeboten. Das Angebot ist kostenlos und auf Wunsch anonym.
Text und Fotos: Bieniossek