Meinen Segelschein habe ich noch in Polen gemacht. Ein paar Segelenthusiasten haben das Segeln in meinen Geburtsort gebracht und mit großer Leidenschaft umgesetzt. Die Segelboote, Anlegestege und Schulungsräume wurden selbst gebaut, gemeinsam mit den Schüler*innen im Ort. Hier habe ich auch die ersten Segelmanöver geübt, mit ganz verrücken Jugendlichen, die auf dem See immer einen Wettkampf durchführen mussten. Sie mussten sich immer beweisen und ihre Grenzen austesten. Das kann man in dieser Sportart sehr gut tun!

Dann folgten die Segellager auf den wunderschönen polnischen Seen, damals noch in wilder Natur, auf den einsamen Inseln. Nach der Segelfreizeit, am Ende der Saison, mussten die Boote wieder zurück zum Ausgangsort. Das bedeutete für uns: Vier Mädchen, vier Jungs, drei Boote, drei Teams, zwei Monate segeln. Über die Kanäle, von einem See zum anderen. Und ich war 16. Ein Traum für die Teenies. Kosten? Kaum: Wir mussten nur die Boote für die Saison vorbereiten: basteln, flicken, verdichten…
Das hinterlässt Erinnerungen für ein ganzes Leben. Heute lebe ich hier an der Kieler Förde. Mein Traum vom Segeln ist immer noch da, die Erinnerungen sind frisch.

„Auf der Liste Was ich gerne einmal machen würde steht Segeln bei vielen ganz weit oben. Aber den meisten fehlt es an Gelegenheiten“ erzählte mir Herr Hans Jürgen Mende bei einem Interview auf einer seiner Segelyachten, der SY Isolde. Er und sein Team bieten Segelmöglichkeiten für Segelneulinge. 99,8% der Teilnehmer*innen der Törns seien von dieser Sportart begeistert und dankbar. Sie dürfen, nach jahrelangem Schwärmen für das Segeln, endlich ihren Kindheitstraum erfüllen.

Herr Mende ist als gebürtiger Hesse am Rhein aufgewachsen und kam 2001 zum NDR nach Kiel. Er ist ein Mensch mit vielen Leidenschaften wie Oper und Musiktheater. Herr Mende ist Künstlermanager und Moderator bei HF und NDR-Kultur. Er ist ein strahlender Familienmensch, der für keine Weltreise schwärmt, sondern zusammen mit seiner Familie nach Dänemark segelt, um ein Eis zu essen. Wunderschön!

Schnuppersegeln

Es funktioniert ganz einfach auf der SY Isolde oder SY Tristan, mit den sehr erfahrenen Skipper*innen von schnuppersegeln.de. Nach einer zweistündigen Einführung in das Yachtsegeln und in die Segelsprache setzt ihr die Segel und die ersten Manöver finden statt. du bist – nach deinen Möglichkeiten – aktiv in sämtliche Manöver eingebunden, steuerst und lernst die Grundbegriffe des Yachtsegelns kennen: Ablegen, Segel setzen, das Steuerrad führen, Wende, Halse, … Nach sieben Stunden auf dem Wasser kehrst du um 16:00 in den Hafen zurück. Dieses Angebot kannst du als S-Törn buchen. Wem das nicht reicht, kann mit dem M- oder dem L-Törn bis zu drei Nächte an Bord verbringen. Darüber hinaus gibt es noch das SingleSegeln oder auch für reine Frauencrews „Schnuppersegeln ohne Mann“ – dann sind nur Frauen an Bord, die mit einer Skipperin segeln.

Das Tolle an Bord: Hier sind alle gleich. Da gibt es keine Titel. Man segelt gemeinsam und abends sitzt man gemütlich an Bord und erzählt aus seinem Leben. Es zählen nur noch das Wetter, das Wasser, das Boot, die neuen Eindrücke und die Menschen, mit denen man die interessanten Momente erlebt hat. Auch das Alter spielt keine Rolle.

Für das Schnuppersegeln sei es fast nie zu spät oder zu früh, sagt Herr Mende: Ein Belgier habe als kleiner Junge auf der Nordsee Segelboote gesehen und sich geschworen: „Eines Tages werde ich auch mal segeln!“ Mit 76 Jahren ist er zu einem L-Schnuppersegeltörn gestartet. Ein paar Jahre später ist er wiedergekommen, diesmal mit seinem 82-jährigen Bruder.
Wer Lust hat mit anzupacken, dem Alltag zu entschwinden und der Natur ganz nahe zu sein, der sollte das Segeln kennenlernen – zum Beispiel bei einem Törn auf einer von Herrn Mendes Segelyachten.