Eine Obdachlosigkeit sucht sich niemand freiwillig aus. Extreme Schicksalsschläge lassen einige so verzweifeln, dass sie es nicht mehr schaffen, sich um einfache alltägliche Angelegenheiten zu kümmern. Oftmals kommen noch vielfältige Faktoren dazu, die das Abgleiten in eine andere Lebenssituation und Tagesstruktur nach sich ziehen. Hat dann erst mal dieses Abrutschen stattgefunden und diejenigen befinden sich schon in der Obdachlosigkeit, ist es sehr schwer dort herauszukommen. Ist keine helfende Hand zur Stelle, die versucht mit einem das Nötige zu erledigen, wird aus dieser Notlage ein Gewohnheitszustand. Gerade jetzt fielen mir viele Obdachlose in der Holstenstraße auf. Während andere mit vollen Taschen durch die Einkaufspassage spazieren, liegen oder sitzen andere auf Pappe mit einem Schlafsack und mehreren Taschen allein oder mit anderen zusammen. Viele Passant*innen sehen sich angeekelt diese Plätze an oder unterhalten sich sogar laut abwertend darüber. Ich frage mich dann oft, ob ihnen die Menschlichkeit abhanden gekommen ist.
Wie kann Obdachlosen geholfen werden? Wollen sie diese Hilfe überhaupt? Einige wollen vielleicht auch gar nicht mehr in das System zurück. Gibt es Organisationen und Vereine in Kiel, die sich um solche Notlagen und Personen kümmern? All das habe ich recherchiert und hier kurz zusammengetragen. Jedoch letztes Jahr gab es auch eine Welle von Hilfsbereiten, die ihre Gaben einfach an einen Zaun vor der Hörnbrücke gehängt haben. Das sieht die Stadt aber nicht so gern, weil gerade Essen Ratten und andere Tiere anlockt. Möchtet ihr etwas spenden, dann macht das lieber über solche Leute: „Kieler helfen mit Herz“. 60 bis 100 Obdachlose kommen vorbei, manchmal auch mehr, wenn die Helfenden ihre Spenden verteilen. Auch die Hunde bekommen dort etwas. Kieler helfen mit Herz
Eine weitere Möglichkeit ist die Kieler Winterhilfe: die Spendenaktion hat wieder begonnen.
Bei Akuthilfen, z.B. nach Wohnungsbränden oder Zwangsräumung, ist die Abteilung für Wohnungs- und Unterkunftssicherung im Amt für Wohnen und Grundsicherung zuständig. Dort wird auch geholfen, um drohenden Wohnungsverlust abzuwenden. Die Abteilung verfügt über verschiedene Fachbereiche, die unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte bearbeiten. Hier steht alles, was für Unterlagen ihr dafür braucht und viele wichtige Informationen mehr. Hilfe und mehr vom Amt
Wenn besondere soziale Sozialschwierigkeiten vorliegen, die in Verbindung mit besonderen Lebensverhältnissen, z.B. eine fehlende Wohnung, stehen, besteht möglicherweise ein Anspruch auf Leistungen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten nach dem SGB XII. Hierzu gehören besonders auch Maßnahmen zur Erhaltung und Beschaffung einer Wohnung.
Der Kältebus der Malteser in Kiel ist ebenfalls wieder unterwegs: immer freitags bis sonntags von 17 bis 22 Uhr. Die Telefonnummer lautet 0170 / 1409210 für Bürger:innen, die so Menschen in Not melden können. Über Spenden und ehrenamtliche Mitstreiter*innen freuen sie sich ebenfalls sehr.
Es stehen auch wieder Wohncontainer für 16 Obdachlose beim Sozialministerium in der Adolf-Westphal-Straße. Dort können Betroffene wenigstens übernachten, müssen sich aber vorher vormittags bei der Zentralen Beratungsstelle für Männer (ZBS) beziehungsweise der Frauenberatungsstelle (FBS) anmelden. Ansonsten bietet auch das Bodelschwingh-Haus in der Johann-Meyer-Straße 13 Notunterkünfte an, allerdings nur für mittellose, alleinstehende Männer.
Niemand muss sich schämen, wenn so etwas passiert. Das kann uns allen jeder Zeit widerfahren. Und an die lieben Spender*innen und Helfer*innen sage ich „merci“!
Text, Illustration: Stern am Meer