„Gott wohnt im Wedding“, Erstveröffentlichung am 25.03.2019, Penguin Verlag, 413 Seiten, 12 Euro, Autorin: Regina Scheer
Ein ungewöhnliches Buch, dass ein Haus als ersten Protagonisten nennt. 1890 erbaut, errichtet von Wanderarbeitern, Finanzierungsprobleme, Insolvenz einer Baufirma, endlich Verkauf und Fertigstellung.
Die Historikerin Regina Scheer verbindet das Haus im Berliner Wedding durch detaillierte stadthistorische Recherche von Umgebung und Geschichte mit fiktiven Personen. Die mit Problemen kämpfen müssen, deren Lösung nachwievor aussteht.
Migrationsschwierigkeiten, Flucht, Vertreibung, Verbürokratisierung, Entstehung und Manifestierung von Armut, Immobilienspekulation – warmer Abbruch, Gentrifizierung.
Das düstere Kapitel Nationalsozialismus wird auf geblättert, die Angst aller wird spürbar. Das Regime führte Krieg nicht nur mit anderen Ländern, nein, mit der eigenen Bevölkerung. Juden, Roma und Sinti, Kommunisten, behinderte Menschen, Regimekritiker, ehe sie sich versahen, befanden sie sich bestenfalls im Arbeitslager.
Ein lesenswertes Buch nicht nur für Berlinanhänger und Geschichtsinteressierte. Meiner Meinung nach ein gelungener Roman, Geschichte mit menschlichen Schicksalen zu verbinden. Eine Lektüre, die lange nachwirkt. Ob Gott im Wedding wohnt, mag jeder Leser für sich entscheiden.
Text: Sonja
Fotos: Martina F.