Ein gemütlicher heller Raum voller Menschen, die sich miteinander unterhalten und lachen. Hört man genauer hin, merkt man: Es wird nicht nur Deutsch gesprochen. Zwischendurch erklingen ganz unterschiedliche Sprachen. Die Menschen sind Senior_innen und nehmen an dem Kurs „Die vergessene Generation“ teil.
Der Kurs wird im ZEIK – Zentrum für Empowerment und interkulturelle Kreativität angeboten. Er ermöglicht es, Geflüchteten im Rentenalter, neue Kontakte zu anderen Senior_innen zu knüpfen. Nebenbei wird mit Spaß Deutsch gelernt. Der Kurs wird sehr gut angenommen und hat meist 11 bis 15 Teilnehmer_innen. Der Kurs steht allen offen, die gerne dabei sein möchten.

Als wir den Kursleiter Ali Reza Amahdi zum Interview treffen, sind wir beeindruckt von seiner ansteckenden Begeisterung, mit der er von seinem Kurs und vom ZEIK berichtet.
Er erzählt uns, dass ältere Geflüchtete, die kaum Deutsch sprechen, bei Arztbesuchen oder Behördengängen oft auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen seien. Gleichzeitig verursache die Sprachbarriere auch Hemmungen, Veranstaltungen zu besuchen oder neue Kontakte zu knüpfen. Dies erschwere es, besser Deutsch zu lernen. In Deutschkursen würden arbeitsfähige Geflüchtete bevorzugt, damit sie schnell eine Ausbildungsstelle oder Arbeitstelle finden können. Senior_innen fänden für sich kaum Angebote. So entstand die Idee für den Kurs.

Das ZEIK hat sich aus einem Lotsenprojekt der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V., kurz ZBBS, entwickelt. Junge Geflüchtete haben ehrenamtlich Neubürger_innen bei Behördengängen und ihrem Ankommen in Kiel unterstützt. Durch regelmäßige Treffen ist eine multikulturelle Truppe entstanden. Im gemeinsamen Austausch kamen sie auf den Gedanken: Jede_r hat eine tolle Fähigkeit, die er anderen beibringen kann. Wie wäre es, wenn wir mit diesen Fähigkeiten Angebote schaffen? Kurse zur Selbsthilfe? Projekte, mit denen wir uns für die Demokratie einsetzen?
Im Gespräch mit Amahdi wird deutlich, dass die Demokratie, die für uns selbstverständlich ist, von vielen Geflüchteten wertgeschätzt wird. In einer Demokratie können Meinungen frei geäußert werden. Im Umgang mit der Bürokratie muss keine Korruption gefürchtet werden. Die Gesetze gelten für alle Menschen gleich. Deshalb haben sie das Bedürfnis, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen und sich für Toleranz einzusetzen. Das ZEIK ist bewusst keiner Religion verbunden, um für viele Menschen, unabhängig von ihrer Konfession, offen zu stehen.
Die Projekte und Veranstaltungen sind sehr vielfältig und verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze. Angeboten wird z.B. ein PC- Grundkurs, Gitarrenunterricht, ein Kurdischkurs, ein Programmierkurs für Anfänger_innen, eine Diskussionsrunde, Kreativ Malen und Leben oder „Bühne frei für Geflüchtete“. Hier wird einmal im Monat ein Land mit seiner Musik, den Speisen und Präsentationen und vielem mehr vorgestellt.
Die Projekte und Veranstaltungen sind für Kieler_innen ebenso offen wie für Geflüchtete. Auch Kursangebote können gerne von Kieler_innen angeboten werden.