Von R. P.
Die Geschichte der Stadt Kiel reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, in welchem die Stadt als „Holstenstadt tom Kyle“ gegründet wurde. In dieser Zeit lebten hier wenige Menschen an einer keilförmigen Bucht, der Kieler Förde, an der Ostsee. Der ursprüngliche Name tom Kyle heißt daher am oder zum Keil.
Unter „Stadtentwicklung“ versteht Wikipedia die „räumliche, historische und strukturelle Gesamtentwicklung einer Stadt und die Entwicklung einiger Stadtquartiere“. In diesem Artikel geht es um die Bevölkerung und ihren demografischen Wandel, die Veränderungen im Stadtteil Dietrichsdorf mit der Schwentinemündung und um die Situation des Nord-Ostsee-Kanals, der international und regional für die Seefahrt von enormer gegenwärtiger und zukünftiger Bedeutung ist.
Bevölkerungswachstum
Die Zahl der Einwohner_innen ging nach anfänglichem Wachstum durch Kriege, Hungersnöte und einen Klimawandel zurück. Es gab eine kleine Eiszeit im 13. Jahrhundert. Fürsten trafen sich in Kiel, aber auch freischaffende Künstler_innen. Freiheitskämpfer_innen kämpften für ein geeintes Schleswig-Holstein. Handel, Fischerei und eine kurze Hanse blühten genau wie Forschung und Lehre. Medizinische Entdeckungen führender Mediziner_innen wurden auf lange Sicht vorangetrieben. Die preußische Marine landete nach dem deutsch-französischen Krieg in Kiel und mit ihr begann die radikale Veränderung des Stadtbildes.
Preußens Entscheidung, Kiel als Marinehafen einzurichten, änderte vieles. Die Werften expandierten durch Bauaufträge zu Kriegs- und Repräsentationszwecken. Des Kaisers Großmachtstreben und das seiner Nachfolger endete bekanntlich in Sterben und Tod und hinterließ im Stadtbild bis heute sichtbare Narben.
Mit Straßen- und Wohnungsbau sowie Arrangements von Parks nahm Kiels Urbanisierung schnell Fahrt auf. 1900 waren schon 100.000 Menschen in der Stadt Kiel ansässig, welche nun allmählich zur Großstadt wurde. 1945 waren dann bereits 143.000 Menschen registriert. Schon damals gab es eine „Flüchtlingsfrage“, die durch Zwangseinquartierungen gelöst wurde. In den Nachkriegsjahren wurde die Stadt aufgebaut, wobei funktionale Aspekte eine größere Rolle spielten als ästhetische. Hauptsache, es gab genug Wohnraum und man konnte die Vergangenheit hinter sich lassen.
Nüchterne Zahlen aus dem Webportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung Gütersloh belegen, dass 273.000 Einwohner_innen im Jahr 1961 in Kiel lebten. Im Jahre 2007 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ 236.902, sechs Jahre später dann 239.866. Der demografische Wandel, das heißt die Bevölkerungsentwicklung in Bezug auf Gesamtzahl der Mitglieder, Alter, Geschlecht, Anteil der In- und Ausländer_innen, Geburten und Sterbefälle, Zuzug und Fortzug machte auch hier nicht Halt.
Kiel wird bis 2025 vermutlich an Einwohner_innen zunehmen und bis 2030 gering abnehmen. Nach verhaltenen Prognosen der Gütersloher Stiftung wird die Anzahl der Menschen, die 60 Jahre und älter sind, von 27% auf 35% ansteigen, während die jungen, „die U 20-er“, von 20% auf 17% zurückfallen. Die Menschen werden älter und eine umfassende gesundheitliche sowie pflegerische Versorgung wird nötig werden.
Dietrichsdorf und Schwentinemündung
Die Stadtteilentwicklung am Beispiel Dietrichsdorf und Schwentinemündung ist ein Gewinn für die Region an der Schwentine. Der Fluss ist ideal für Ruhe- und Erholungssuchende und mündet zwischen Holsatia-Mühle und Seefischmarkt in die Förde, vorbei am Ostuferhafen, dem Tor nach Osteuropa.
Werft- und Fischereiblüte welkten und es trat ein Strukturwandel ein, der diesem Areal zu neuem Glanz und neuen touristischen Möglichkeiten verhalf. Das „GEOMAR-Institut“ und das „Zentrum für maritime Technologie und Seefischmarkt (ZTS)“ geben dem Standort ein neues, zukunftsfähiges Image. Städtebauförderprogramme machen hier ein Leben bei Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel reizvoll. Bezahlbares Shopping, Gastronomie, Musikevents und Bootstouren sorgen für städtische Belebung am Fluss.
Der Vorläufer des Kiel-Canals war der Kaiser-Wilhelm-Kanal und erfuhr einen rasanten Aufstieg nach achtjähriger Bauzeit bis 1895. Die Schleusen in Brunsbüttel und Kiel auf dem Stand von 1897 und 1914 wirken marode und verrotten. Sicherlich macht es Sinn, schnell eine Sanierung in Angriff zu nehmen. Schiffe werden größer, breiter und haben mehr Tiefgang. Daher sind Vertiefungen und neue Brückenkonzepte unumgänglich, wenn der NOK weiterhin eine Option für die weltweit erfolgreiche Seeschifffahrt sein soll.
Meine Wünsche und Visionen für die Zukunft
Was meiner Meinung nach Priorität haben muss, ist die Transparenz der Pläne und finanziellen Aufwendungen. Damit der Norden nicht den Anschluss verliert, muss der NOK in alle Richtungen saniert werden. Ändert sich nichts, fällt er in einen Dornröschenschlaf. Kann heißen, dass es dann nicht mehr „Schiffe gucken“, Kreuzfahrer_innen winken und Sehnsucht nach Ferne unter den Betrachter_innen geben wird, sondern ausschließlich Angeln, Spazierengehen und die Ruhe genießen. Da mag die Seele noch so vor sich hin baumeln, aber will sie das wirklich?
Die Stadtbahn und der kleine Kiel-Kanal sind in Planung. Kiel wird über das Jahr 2030 hinaus am Meer schwer punkten, Berufs- und Freizeitmöglichkeiten optimal ausleuchten – das heißt Kontakte zu Weltnachbarn und globaler Ganzheit bei regionaler Individualität werden entstehen. Europa wird sich neu aufstellen und die Geflüchteten werden ihren Teil dazu beitragen. An Politik und Gesellschaft liegt es also teilweise, wie wir Kiel künftig wahrnehmen werden, bestimmt aber auch an allen von uns.