Smombies werden es wahrscheinlich nicht sehen, aber Menschen, die mit offenen Augen durch Kiel laufen, begegnet jeder Menge Kunst. Nein, ich meine keine Graffiti. Ich spreche von Künstler*innen, die für ihre Kunst bezahlt wurden und deren Werke öffentlich zur Schau gestellt werden. Als ich Näheres über diese Kunst in Kiel erfahren wollte, begegnete mir der Name: „Karin Hertz“ wiederholt. Ihren Leben, ihren Werken soll dieser Beitrag gewidmet sein.
Karin Hertz war eine deutsche Bildhauerin. 2017 verstarb sie 96-jährig in ihrer Geburtsstadt Hamburg. Zu ihren namhaften Verwandten zählten der Physiker Friedrich Hertz, nach dem die Einheit für die Frequenz benannt wurde, und Hermann Dahlström, dem Planer des Nord-Ostsee-Kanals. Nach der Scheidung ihrer Eltern hat Karin Hertz ihre Kindheit in Heikendorf verbracht und ist auf dem Ricarda-Huch-Gymnasium in Kiel zur Schule gegangen. Sie studierte danach in München Bildhauerei und kehrte in den 70er-Jahren an die Förde zurück. Neben ihrem Atelier in Hamburg eröffnete sie ein weiteres in Heikendorf.
Es war Karin Hertz wichtig, mit ihren Plastiken eine Synthese aus Harmonie und Spannung zu schaffen. Die stark vereinfachten Kunstwerke sind Themen des alltäglichen Lebens entnommen.
Öffentlich können viele Ihrer Werke in Kiel (und Umgebung) bestaunt werden:
Drei ihrer Skulpturen sind in Elmschenhagen zu bewundern: „Junge mit Hund“ (1979) «Landskroner Weg», „Lesende“ (1982) «Troppauer Straße» und „Hockender Knabe“ (1959) «Lilli-Martius-Schule». Es finden sich noch 2 weitere Bronzeskulpturen in Kiel: Der „Wächter“ (1964) «Ellerbeker Schule» und „Der erste Schritt“ (1975) «Unversitäts-Kinderklinik». Weitere Bronzeskulpturen finden sich in Schwentinental: „Drei Sportler“ (1984) «Uttoxeterhalle», in Kronshagen: „Familienbild mit Fotograf“ (1987) «Bürgerhaus» und in Heikendorf: „Angler“ (1971) «Uferpromenade» und „Gärtnerin“ (1986) «Garten des Künstlermuseums».
Ursprünglich hielt der „Angler“ in seiner rechten Hand eine Angelrute. Als diese kurz nach dem Aufstellen der Plastik zerstört wurde, beschloss Karin Hertz, es der Fantasie des Betrachters zu überlassen, diese zu ergänzen. Mich hat „Familienbild mit Fotograf“ besonders beeindruckt. Das Werk ist zweigeteilt. Das Familienbild ist ein Relief, das am Gemeindehaus Kronhagen hängt. Der Fotograf steht geschätzte 10 Meter weit entfernt. Menschen, die am Gemeindehaus vorbeigehen, laufen den Fotografen vor die Linse und verhindern den Schnappschuss. Sie werden Teil des Kunstwerkes. Wirklich eine geniale Idee.
Von einigen Ihrer Kunstwerke gibt es mehrere Versionen. So kann beispielsweise die „Lesende“ in Hamburg, Kiel und im Garten des Künstlermuseums Heikendorf angeschaut werden. Dieses Jahr wäre Karin Hertz 100 Jahre alt geworden. Das Künstlermuseum ehrte bis September die Künstlerin mit einer Ausstellung.
In Kiel werden viele Kunstwerke öffentlich zur Schau gestellt. Einige haben Widmungen, viele nicht. Wer mehr über ein Kunstwerk erfahren möchte, findet auf der Internetseite von Kunst@SH (https://sh-kunst.de) eine erste Anlaufstelle.
Text, Fotos: misoki