Graffitis sind gar kein neues Phänomen, wie mancher denken mag. Es gab sie schon im alten Ägypten. Es sind dabei nicht die aufwendigen Wandmalereien gemeint, sondern gekratzte Inschriften z. B. auf Gräbern, die von Privatpersonen erstellt wurden. Bei modernen Graffitis, wie sie in 1960er Jahren in den USA entstanden sind, handelt es sich um Bilder, Schriftzüge oder Zeichen, die auf Oberflächen aufgebracht werden. Techniken der Aufbringung gibt es mehrere, dieser Artikel beschränkt sich auf das Sprühen, weshalb die Künstler häufig auch als Sprayer bezeichnet werden.
Sind Graffitis Kunst oder bloß Schmiererei? Die Antwort ist zweigeteilt: Sowohl, als auch.

Illegale Graffitis sind Sachbeschädigung. Der Verursacher macht sich schadensersatzpflichtig, haftet 30 Jahre lang für den Schaden und begeht eine Straftat. Da Sprayer nicht erwischt werden wollen, sind illegale Graffitis meist nur Schmierereien. Um Kunstwerke zu erstellen, fehlt die Zeit.
Kiel unterstützt Graffitikünstler und stellt ihnen Flächen zur Verfügung, die legal besprüht werden dürfen. An der Schwentinebrücke, im Gaardener Skatepark und entlang der Veloroute 10 ist das Sprayen von Graffitis legal. Hier kann man wahre Kunstwerke bestaunen. Es gibt aber darüber hinaus noch mehr legale Graffitis in Kiel, immer dort, wo Eigentümer das Besprühen ihrer Flächen erlauben. In Gaarden lassen viele Hauseigentümer ihre Häuser durch Künstler optisch aufwerten. Das Jimi Hendrix Abbild ist hier ein gutes Beispiel. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Sport- und Begegnungsparks Gaarden wurde der Fußgängertunnel Stoßstraße verschönert. Bilder spiegeln die Aktivitäten wider, denen man im Sportpark nachgehen kann. Auch das Schwimmbad Katzheide stellt Sprayern Flächen zur Verfügung. Aktuell wurden dort allerdings auch Glasflächen beschmiert, sodass sich hier Kunst und Vandalismus mischt.
Besonders begeistert haben mich die verschönerten Transformatorenhäuschen. Um ein Beschmieren zu verhindern, haben die Stadtwerke Künstler damit beauftragt, wahre Hingucker zu kreieren. Ich könnte mir vorstellen, dass selbst der bekannteste Graffitikünstler der Welt, Banksy, davor stehen bleiben würde, um diese mit einem „WOW“ zu kommentieren.

Resümierend kann ich feststellen: In Gaarden und an der Veloroute 10 kann man viele legale und sehenswerte Graffitis, teilweise wahre Kunstwerke, bestaunen, die illegalen findet man fast überall, allerdings handelt es sich dabei meist um Schmierereien.