Von Carsten
Um 9:30 fahre ich mit dem Fahrrad los. Regen war angesagt, aber es bleibt trocken. Es ist mein zweiter Tag als Journalist. Den ersten Tag habe ich mit der Recherche nach einem Holzpferd verbracht. Ich berichte über die Spende Herrn Seidels vom Bankhaus August Lenz & Co. AG an eine Kindertagesstätte in Kiel-Süd. Jetzt bin ich auf einem Waldweg am Rande Kiels durch Schrebergärten auf dem Weg zum Kinderdorf. Mein Telefon führt mich. Völlig verschwitzt erreiche ich das Ziel. Nachdem mir die junge, dynamische Kitaleiterin empfohlen hat, doch ersteinmal anzukommen, stelle ich mich in den Schatten, versuche abzukühlen und entdecke langsam meine Umgebung. Ich dämmere vor mich hin, während Frau Stahl, die Kitaleiterin emsig von Haus zu Haus flitzt, bis sie das Wichtigste getan hat, bevor sie mir ein Interview geben kann. Eine Gruppe lachender Kinder geht an mir vorbei, ein kleines Mädchen bleibt vor mir stehen und schaut mich an. Ich schwitze immer noch. Ganz langsam verdüstert sich ihr Gesicht immer mehr, angestrengt in meinem Gesicht forschend, bis ich aufwache, grinse und ihr zuwinke, da lacht sie und geht weiter.
Endlich hat Frau Stahl Zeit für mich:

Eigentlich ist hier alles voll mit fröhlichen,
lachenden Kindern, ich habe nur nicht alle fotografiert.
K.I.E.L.: Frau Stahl, Aufnahme läuft.
Frau Stahl: OK.
K.I.E.L.: Sie bekommen heute vom Bankhaus August Lenz ein Holzpferd und dazugehöriges Lernmaterial gespendet. Ein hochwertiges, pädagogisch wertvolles Holzspielzeug. Wie viele Lernkoffer bekommen Sie dazu, ein Pferd, ein Lernkoffer?
Frau Stahl: Genau, ein Pferd und ein Lernkoffer, die gehören zusammen.
K.I.E.L.: Und was ist in dem Lernkoffer drin?
Frau Stahl: Da sind wir tatsächlich auch sehr gespannt, das wissen wir noch nicht genau, aber was wir gehört haben sind Materialien zur Pflege des Pferdes enthalten, was ein Pferd eben so braucht. Das werden wir gleich bei der Übergabe sehen.
K.I.E.L.: Haben Sie Kindergärtnerinnen denn Erfahrung im Umgang mit Pferden, so dass Sie den Kindern das auch vermitteln können?
Frau Stahl: Wir Fachkräfte setzen uns mit den Kindern gemeinsam auseinander, es ist nicht so, dass wir den Kindern Wissen unterrichten, viel mehr forschen und entdecken wir gemeinsam mit den Kindern. Gerade das Pferd wird sicherlich ein Thema sein, das in den Gruppen aufkommt, so dass wir uns gemeinsam mit den Kindern auf eine Reise begeben können, all das herauszufinden. Sicherlich haben wir Grundwissen, und es gibt auch einige im Team, die reiten, aber das ist eher hintergründig. Uns ist wichtig, dass die Kinder selber einen Weg finden, Wissen zu erlangen. Wir unterstützen sie dabei, und wir selbst lernen dabei auch immer wieder Neues.
K.I.E.L.: Der Verein „Pferde für unsere Kinder“ stellt sich das im Idealfall so vor, dass am Holzpferd geübt wird und dann aber auch einmal ein Pferdehof besucht wird. Dadurch könnten durch das Fachpersonal am Bauernhof und am Pferd Kosten entstehen. Finanziert der Träger dieser Kita das?
Frau Stahl: Erst einmal geht es uns darum, den Kindern das Thema Pferd näher zu bringen und zu vermitteln, dass die Tiere genauso wie alle anderen Lebewesen im und am Haus Pflege brauchen. Wir besuchen öfter Bauernhöfe hier in der Umgebung, so dass wir uns auch mal ein echtes Pferd anschauen können und Pferde auch mal auf einer Wiese, oder auch in Ställen sehen. Wir arbeiten nicht so: Das machen wir jetzt einfach. Uns ist wichtig, dass so etwas ganzheitlich in einem Projektrahmen läuft. Wenn so ein Projekt entsteht, dann sehen wir auch, was für Kooperationen wir möglicherweise eingehen können.
K.I.E.L.: Wissen Sie woher das Holzpferd und der Koffer stammen, wer das herstellt?
Frau Stahl: Ja, die Pferde werden, glaube ich, in Behindertenwerkstätten hergestellt, aber das kann ihnen sicherlich Herr Seidel gleich nochmal genauer sagen.
K.I.E.L.: Wie’s bei den Kindern ankommt, das finden wir gleich heraus.
Frau Stahl: Ja, die sind auch schon ganz aufgeregt.
K.I.E.L.: Wo wird das Holzpferd denn aufgestellt?
Frau Stahl: Wir wollen das jetzt erst einmal in der Kita-Dorfmitte, in der Mitte des vorderen Rasens aufstellen, damit es ganz präsent ist, auch für alle Eltern, die kommen. Nicht alle Eltern bekommen immer alles mit, und das Pferd steht direkt im Fokus, weil es Gesprächsstoff bietet, einladend und für die Kinder sehr ansprechend ist. Dadurch, dass es nicht so schwer ist, ist es auch mobil, so dass man schauen kann, ob es möglicherweise den Platz nochmal wechselt, aber erstmal steht es in der Mitte des Dorfes.
K.I.E.L.: Ach, das Pferd ist wetterfest?
Frau Stahl: Genau, das Pferd ist wetterfest und soll natürlich auf dem Rasen stehen, so ein Pferd braucht ja Gras zum Fressen.
K.I.E.L.: Draußen habe ich schon einige phantastische Holzskulpturen gesehen, da passt das Pferd gut dazu.
Frau Stahl: Genau, das passt gut. Wir sind ja auch das Kinderdorf, ein Dorf mit Häusern um einen Dorfplatz, mit einer Gemeinschaft, die hier lebt und Menschen, die sich draußen in der Dorfmitte treffen. Zu einem Dorf gehören ja irgendwo auch Tiere, und deswegen sind hier auf unserem Gelände überall Tiere verteilt.
K.I.E.L.: Danke für das Gespräch, Frau Stahl.
Frau Stahl: Ja, gerne,
soll ich Ihnen Herrn Seidel nochmal schicken?
K.I.E.L.: Das wäre nett.
Frau Stahl: Gut, dann mach ich das und bereite die Übergabe schon mal vor. Um 10:30 Uhr wollen wir starten.
K.I.E.L.: Frau Büddig, Herr Seidel, die Aufnahme läuft.
Herr Seidel, Sie sind Leiter des Bankhauses August Lenz & Co. AG in Hamburg und übergeben heute ein Holzpferd und einen dazugehörigen Lernkoffer an diese Kindertagesstätte. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Herr Seidel: Ich habe einen guten Bekannten, der selber schon mal über den Verein „Pferde für unsere Kinder“ gespendet hat. Ich bin darauf aufmerksam geworden und habe mir gedacht, das passt zur Intention unserer Bank. Unsere gesamte Bank ist sehr familienfreundlich ausgerichtet, bei uns steht immer die ganze Familie im Mittelpunkt. Da diese Aktion zu uns passt, habe ich mir gesagt: Mensch, bevor wir das Geld in irgendwelche anderen Werbemaßnahmen stecken oder sonst noch was bewegen, wollen wir etwas Gutes tun. So haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Jahr zehn Pferde zu übergeben. Das heißt, wir haben uns mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, entschieden, jeden Monat, von Februar bis November, ein Pferd an einen Kindergarten in Hamburg oder Schleswig-Holstein zu spenden. Wie sind wir auf diesen Kindergarten gekommen? Das ist ganz einfach, Frau Büddig lebt hier, und ihr Sohn David ist hier mal in den Kindergarten gegangen.
Frau Büddig: Ich bin auch viel geritten und habe mich viel mit Pferden beschäftigt.
K.I.E.L.: Ja, und das ist auch wirklich ein schöner Kindergarten, und das Holzpferd passt gut zu den Holzskulpturen da draußen, Klasse.
Herr Seidel: Also, man muss sagen, alle Kindergärten, die ich bisher gesehen habe, die uns angesprochen haben, oder die ich zum Teil auch aktiv angesprochen habe, haben ein unterschiedliches Konzept, sind aber alle sehr bemüht. Also, die Kindergärten, die nicht bemüht sind, die versuchen auch nicht, irgendwoher ein Pferd zu bekommen. Dass das hier eine besonders tolle Einrichtung ist, kann ich auch vorbehaltlos sagen. Mein kleiner Sohn, der ist in einem anderen Kindergarten in Osterrönfeld, da werden wir übrigens im nächsten Monat ein Pferd übergeben. Diese Kita hier ist etwas Außergewöhnliches, das Konzept mit den unterschiedlichen Häusern usw. Also jedenfalls der Hintergrund ist, in manchen Fällen mag es so sein, dass ein Sponsor sagt, ich nehme Geld in die Hand und will etwas Gutes tun, indem ich einfach ein hochwertiges Holzspielzeug für die Kinder spende, und der Verein „Pferde für unsere Kinder“ übergibt das Pferd. Wir aber haben hier direkte Kontakte, und Mensch, wir sind beide Eltern, wir machen das super gerne. Das Leuchten in den Kinderaugen, wenn ich einem Kindergarten das neue Spielzeug präsentiere, das ist einer der schönsten Tage, die ich im Monat habe.
K.I.E.L.: Ja, wirklich, da hüpft einem das Herz.
Herr Seidel: Absolut.
K.I.E.L.: Ich habe meine Recherche hauptsächlich bei dem Verein „Pferde für unsere Kinder“ im Internet durchgeführt, da gibt es Projekt-Informationen. Was hat dieser Verein direkt mit dieser Spendenaktion zu tun?
Herr Seidel: Hmh, ich bin nicht Sprecher des Vereins, ich weiß nur, dass der Verein Kinder schon früh mit Pferden zusammenbringen möchte. Manch Kind, gerade in den Großstadtkindergärten, hat noch nie ein Pferd gesehen. Der Verein mag noch eine ganze Menge Dinge mehr tun, und es stehen einige sehr prominente Sponsoren dahinter, aber da müssen Sie sich bitte an den Verein wenden. Ich kann sagen warum wir das machen: Weil sich die Intention unseres ganzen Bankhauses sehr kunden- und familienorientiert gestaltet. Die Tochter unseres Eigners hat eine große Stiftung, wo wir etwas für Kinder weltweit tun. Wir sind Selbstständige, wir sind nicht angestellt im Bankhaus August Lenz, und wenn sie Eltern sind, dann wollen sie etwas Gutes machen mit den Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind.
K.I.E.L.: Woher genau stammen die Spendenmittel, also 5000,- Euro, habe ich so überschlagen?
Herr Seidel: Ja, ungefähr, kann man so sagen, für das, was wir hier tun. Das Bankhaus August Lenz hat sich im letzten Jahr mit uns zusammengesetzt. Unser Team ist noch ein bisschen größer, wir sind ein paar mehr Kollegen. Unter meiner Zuständigkeit ist im letzten Jahr in Hamburg ein Standort neu eröffnet worden. Wenn Sie ein Büro neu eröffnen, überlegen Sie sich: Wie schaffen wir auf vernünftige Art und Weise ein bisschen mehr Bekanntheitsgrad, ohne einfach nur eine platte Anzeige zu schalten. Das kann alles mal seinen Wert haben, aber auf die richtige Art und Weise kommt es an. Natürlich kalkulieren wir für eine Neueröffnung Werbemittel ein, die wir für so etwas nutzen. Aber es liegt letzlich daran: Man muss begeistert sein. Ich gehe zu jemandem, der das entscheiden darf und sage: Ich brauche mal gerne 5000,- Euro für zehn Pferde.
K.I.E.L.: Interessant, ich hatte mich ein bisschen auf diesen Verein fixiert, aber Sie machen das ja in Eigenregie.
Herr Seidel: Ja, absolut.
Frau Büddig: Ja, wir haben uns gefragt, wer hat Ideen, welche Kindergärten sind bekannt, da habe ich vorgeschlagen, klar, das passt doch hier.
Herr Seidel: Wir sind deutschlandweit aktiv, es gibt mehrere Standorte und es kann durchaus sein, dass ein anderer Standortleiter dieses Format übernimmt, weil so etwas eine positive Resonanz hat. Das hier ist aber unser Ding. Wir machen noch eine Sache mehr. Allen Kindern, allen Eltern, die wir in diesem Jahr mit Pferden versorgen, haben wir angeboten, sie einen Tag auf den Ponyhof einzuladen. Gerade diesen Sonntag sind wir auf dem Ponyhof Wendel in Behringstedt. Der macht von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr Reitveranstaltungen, Treckerfahren, der hat einen tollen Streichelzoo. Wir übernehmen natürlich Nahrungsmittel, Verpflegung, alles was dort gebraucht wird. Das haben wir allen Eltern angeboten. Sie müssen sich vorstellen: zehn Kindergärten a‘ einhundert Kinder oder mehr, wir haben tausend Kindern angeboten, sie auf einem Pony reiten zu lassen. Die Resonanz, kann ich ihnen sagen, ist schade. Also, wir haben bis jetzt vielleicht fünfzig Teilnehmer. Ich möchte das nicht bewerten, aber das, was ich eigentlich Gutes bewirken möchte, hat noch nicht den Impuls, den ich mir wünsche. Man könnte das noch vervielfältigen, wenn die Eltern mitziehen würden. Wir möchten das Live-Erlebnis eines Pferdes bieten. Das ist ein ganz toller, familiärer, lieber Ponyhof, der nächsten Monat sein 40-jähriges Bestehen feiert. Wir machen dort ja keine Werbeshow-Veranstaltung. Das ist echt eine Veranstaltung, bei der die Leute zusammenkommen können. Da bin ich ein bisschen enttäuscht, daß viele Eltern sagen, oh, ein Pferd, das ist ganz nett, und das war‘s.
K.I.E.L.: Das ist meine nächste Frage. Es ist ja angedacht, dass dieses Holzpferd die Kinder animiert, dann auch wirklich auf den Bauernhof zu gehen oder auf den Ponyhof, um dort ein echtes Pferd kennenzulernen. Der Umgang mit Tieren fördert bekanntlich die soziale Kompetenz.
Auf dem Ponyhof werden durch das Fachpersonal Kosten entstehen. Das finanzieren Sie auch?
Herr Seidel: Natürlich. Ich habe zwei ältere Töchter aus meiner ersten Ehe und einen kleinen Sohn. Die Jüngere ist fünfzehn. Die hat es in den letzten Jahren nicht immer leicht gehabt in Schule und persönlicher Entwicklung. Erst seitdem sie selbst reitet, auf einem Ponyhof in der Gegend, merke ich, wie sie sich mehr durchsetzt, wie sie besser ihren Weg findet. Ich kann das live beobachten. Ich selber kann nicht reiten. Ich habe höchstgradigen Respekt vor einem Pferd und kann mich auf so’n Holzpferd draufsetzen, mehr nicht. Ich ziehe meinen Hut davor, wie meine Tochter, die nicht so selbstbewusst aufgetreten ist wie die Ältere, wie die daran wächst. Deswegen stehe ich so dahinter. Das ist zwar schön, dass hier jetzt ein Holzpferd steht, aber ich würde mich freuen, mehr Eltern würden ihren Kindern das Reiten ermöglichen.
K.I.E.L.: Das liegt vielleicht auch am Bekanntheitsgrad, und das ist mein Job, Ihr Engagement unter die Leute zu bringen.
Frau Büddig: Und wir müssen jetzt weiter, das Pferdchen holen. Die Kinder warten schon.
K.I.E.L.: Danke für das Gespräch.
Wer auch ein Holzpferd an eine Kita seiner Wahl spenden möchte, kann Kontakt aufnehmen zum Verein: