Von R. P.
Die heutige Sparkassen-Arena hat eine vielschichtige und breitgefächerte Vorgeschichte. Sie ist keine moderne Erfindung, sondern ein Muss für die Stadt. Kiel ist am 23. August 1946 Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein geworden und brauchte ein Gebäude im Hallenformat für Großveranstaltungen, denn Wirtschaft und Industrie wollten zeigen, was sie zu bieten haben. Politik und der kulturelle Unterhaltungssektor Musik, Sport und Theater wollten sich vor einem großen Publikum erfolgreich und lukrativ präsentieren.
Auf dem Gelände der Hauptfeuerwache befand sich in den „goldenen Zwanzigern“ die große Nord-Ostsee-Halle, die vor allem Ausstellungscharakter hatte, um Handel und Umschlag in der Weimarer Zeit anzukurbeln und dadurch die kriegsbedingte Arbeitslosensituation zu entschärfen. In dieser Halle an der Gutenbergstraße fand unter anderem die Nordische Messe statt, Forum und Plattform für wirtschaftliche Interessen.
Bau einer neuen Mehrzweckhalle
Zugunsten des zerstörten Kuhbergviertels fiel die Entscheidung zum Bau einer neuen und größeren Mehrzweckhalle. Die Kernelemente eines Flugzeug-Hangars von List auf Sylt, bis heute tragendes Bauteil, stellten die erste Ostseehalle dar. Sie wurde 1951 zur Kieler Woche mit der ersten schleswig-holsteinischen Wirtschaftsschau eingeweiht, getragen von Stolz und dem Bewusstsein, dass es sechs Jahre nach Kriegsende sichtbar aufwärts ging. Die Halle wurde von der Bevölkerung gern angenommen und ins Herz geschlossen.
Modernisierung der Ostseehalle
Wie so oft und in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens fehlte das nötige Geld, um die Ostseehalle in eine zukunftsorientierte Großraumhalle umzubauen. Auch höhere Geldbeträge konnten die Diskussionen um eine Privatisierung und Modernisierung der Halle nicht aufhalten. Oberbürgermeister Norbert Gansel sagte 1998 sinngemäß, dass die Stadt Kiel an einer Modernisierung der Ostseehalle sehr interessiert sei, jedoch nicht in der Lage, die erforderlichen Investitionen aus dem Haushalt aufzubringen. So kommt der Verkauf der Ostseehalle im selben Jahr an die Käufergruppe Kieler Nachrichten, Provinzial und Citti zustande, welche die nötigen finanziellen Mittel aufbringen konnten.
Namensänderung
Zehn Jahre später, am 1.Januar 2008, erwirbt die Sparkassen-Finanzgruppe die Namensrechte für das Gebäude und seitdem heißt die Ostseehalle Sparkassen-Arena. Sie hat Platz für fast 14.000 Besucher_innen und ist eine der größten und modernsten Hallen in der Bundesrepublik. Hauptmieter der Sparkassen-Arena ist der THW Kiel, welcher unter anderem für eine integrierte Business-Lounge, VIP-Logen und eine Glasfassade sorgte, durch welche die Pokale des Handball-Rekordmeisters bewundert werden können.
Eine Geschichte voller Events
Die Baltic-Horse-Show, Musicals wie „Cats“, die Eisrevue „Holiday on Ice“ und weitere Events sind festes Programm der Halle. Neben den Rolling Stones, The Kinks und anderen Bands der 60-er, 70-er und 80-er Jahre war auch die Politik mit Helmut Schmidt und Konrad Adenauer vertreten. Orchesterdirigent Leonard Bernstein und etliche Opern- und Schlagerstars wie Katherina Valente oder Udo Jürgens traten hier auf, Gottschalks „Wetten dass…!“ und die Musikveranstaltung „The Dome“ auch. In den letzten Jahren kam Peter Maffay mit „Tabaluga“ wieder und der Puppenspieler und Bauchredner Sascha Grammel oder Comedian Bülent Ceylan begeistern das jüngere Publikum. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Hallenname mit Gewöhnungseffekt
Die Kieler haben ihre Ostseehalle geliebt und es glich fast einem Schock, als aus ihr die Sparkassen-Arena wurde, ein Hallenname mit Gewöhnungseffekt. Für viele ist die Arena nach wie vor die Ostseehalle, doch die Zeiten haben sich einschneidend geändert – die Deutsche Mark gibt es ja zum Beispiel auch nicht mehr. Wobei, viele rechnen noch mit ihr, was sehr wohl im zweideutigen Sinn verstanden werden darf. In der Bundesrepublik ist es längst selbstverständlich geworden, dass Hallen und Stadien die Namen ihrer Eigentümer_innen tragen, weil die Kommunen aus finanzieller Not heraus ihre Großimmobilien verkauften. Der neue Name gibt nicht den Ausschlag, sondern Erinnerungen und Gefühle, geteilte Emotionen und solidarische Gemeinschaftserlebnisse von früher, als wir alle noch jünger waren und die Zeiten angeblich besser.
Und so versiegt die Hoffnung nur langsam, dass die Sparkassen-Arena eines Tages wieder Ostseehalle heißt. Vielleicht würden dann die Jüngeren unter uns fragen, wo sie geblieben ist, ihre Sparkassen-Arena!