Die Pumpe Kiel

Von Alternativen und Krisen

 

Einst sorgte die Pumpe, als Teil eines im Jahre 1922 entwickelten Abwasserkonzeptes, für die Entsorgung der Kieler Abwässer in die Kieler Förde und wurde 1929 im Herzen der Kieler Altstadt errichtet. Auch wenn die alte Pumpe im Krieg vereinzelt Schäden erlitt, wurde ihr Betrieb nie gänzlich eingestellt, bis ihre Funktion im Jahre 1973 durch die Entstehung und Inbetriebnahme eines neuen Pumpwerks an der Ecke Haßstraße/Jensendamm ersetzt wurde. Ganze 6 Jahre wurde das Gebäude nicht genutzt, bis es schlussendlich 1979  wiederbelebt und an den gleichnamigen Verein als Kultur- und Kommunikationszentrum übergeben wurde. In den 2000 m²großen, mittlerweile denkmalgeschützten Hallen wurden auf 2 Stockwerken unter anderem Arbeits-, Veranstaltungs-, Kino-, Gastronomie-, Disco-, Bar-, und Büroräume errichtet. Selbst ein altes Pumpenrad hat man aus dekorativen Gründen noch stehen lassen.

Die wichtigsten Rahmenbedingungen zur Nutzung der Räumlichkeiten, die kulturellen Aufgaben- und Aufträge des Vereins sowie die finanzielle Zuwendung der Stadt Kiel werden seit jeher in einem umfangreichen Nutzungsvertrag festgehalten. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Pumpe innerhalb dieses Vertrages völlig unabhängig von allen politischen und verwaltungstechnischen Ebenen agieren kann, da sie keine städtische Einrichtung ist und ihre Mitarbeiter_innen keine Angestellten der Stadt Kiel sind. Diese Unabhängigkeit bietet eine ideale Grundlage für die Arbeit des Vereins, denn ihre Veranstaltungen werden nicht primär nach ihrem kommerziellen Nutzen mit in das Programm aufgenommen, sondern aufgrund ihrer Inhalte. Wenn man sich einmal das Programm genauer anschaut, sieht man eines sehr deutlich: Die Pumpe steht für Alternative. Eine Alternative zu industriellen Kulturprodukten und massenorientierten Standards sowie für alle Menschen, die sich informieren wollen und den Austausch mit Anderen und Gleichgesinnten suchen.

Das alternative Konzept wirkt sich auch auf das Erscheinungsbild der Pumpe aus. So galt ihr Aussehen nie als modern oder stylisch, sondern eher als rumpelig. Bis man sich zu einem Facelifting durchringt und diverse Renovierungen und Erneuerungen beschließt, kann schon mal ein Jahrzehnt vergehen.

Vielleicht haben Sie auch schon mal von dem Gerücht gehört, die Pumpe sei ein Treffpunkt für linke Chaot_innen oder gar eine Kontaktbörse für politisch und/oder sozial interessierte Menschen? Diese und ähnliche Vorurteile weichen aber tatsächlich ziemlich von der Wahrheit ab und werden von der Pumpe selbst zurückgewiesen.

Solche vorurteilsgeleiteten Wahrnehmungen weiten sich auch gerne mal zu einer mittelschweren Krise aus und lassen eines klar erkennen: Die Pumpe stört, sie eckt an und ist dem/der einen oder anderen Politiker_in ein Dorn im Auge, der/die in der Pumpe nicht mehr als eine Last für den Haushalt sieht. So kam es zuletzt im Jahr 2002 dazu, dass einer der Stadtoberen versuchte, das Haus zu schließen, was schlussendlich in einem mühsam ausgehandelten Vergleich endete und zu drastischen Kürzungen der Finanzen führte. Solche Sparmaßnahmen ziehen sich durch die Geschichte der Pumpe wie ein roter Faden und machen sich zum Beispiel anhand der Anzahl der Festangestellten bemerkbar, die 1979 noch bei 15 lag und heute nur noch bei 8.

Trotz aller Miseren und Kürzungen der vergangenen Jahre kann die Pumpe sich mit über 750 Kino- und über 200 Konzertveranstaltungen als das aktivste, produktivste und reichhaltigste Veranstaltungszentrum Kiels behaupten. Dazu kommen jährlich noch über 850 Treffen von Arbeitsgruppen wie zum Beispiel Schauspielgruppen, Tanzgruppen oder Gesprächskreisen, welche sich über gemeinsame Interessen austauschen, sich für bestimmte Inhalte engagieren oder sich sportlich beziehungsweise künstlerisch betätigen. Der künstlerische und kreative Nachwuchs kommt in der Pumpe voll auf seine Kosten, da sie als der einzige Ort in ganz Kiel gilt, in dem  zum Beispiel Nachwuchsmusiker_innen unter professionellen Bedingungen und vor Publikum performen können. In gleicher Weise bietet das kommunale Kino, welches sich in der Pumpe befindet, jungen Produzenten_innen die Chance, ihre Werke auf zahlreichen Kurzfilmabenden und Filmfestivals zu präsentieren. Dies und vieles mehr macht die Pumpe zu einem der wichtigsten Anlaufstellen für nationale wie internationale Künstler_innen und bietet vielen Nachwuchskünstler_innen ein Sprungbrett in die Professionalität.

Alles in allem kann man sagen, dass die Pumpe mit ihren jährlich über 100.000 Besucher_innen immer wieder ihren wichtigsten Auftrag von allen erfüllt: ein offenes Haus für alle Bürger_innen zu sein.