Ein persönlicher Rückblick auf die Entwicklung der Universität Kiel

Als Kind habe ich es geliebt, durch die Universität zu schleichen. Gerade vier bis fünf Jahre alt, war die Uni mein Territorium. Mein Vater arbeitete dort als Elektromeister und war zuständig für alle elektrischen Geräte. Damals konnte man sich in der Uni nicht verlaufen und so gestatteten mir meine Eltern, dort frei herumzuziehen. In der Regel wussten sie immer wo ich bin, denn ich habe es geliebt, vor dem Bachsaal zu sitzen und mir die Übungen der Musikstudierenden anzuhören. Noch heute finden dort jeden Mittwoch Mittagskonzerte statt, die kostenlos und für jeden offen sind. Das Gelände zu verlassen hätten wir Kinder uns kaum getraut, denn damals war das kleine Pförtnerhäuschen, wo sich heute der Campus-Suite-Torbogen befindet, noch besetzt, und wir konnten da nicht raus. Jeder kannte jeden, und jeder passte auf den anderen auf.

Damals gab es nur das Gebiet begrenzt vom Westring, der Olshausenstraße und der Max-Eyth Straße, noch ein paar Gebäude dahinter und das Viktor-Hensen-Haus, in dem früher die Tieraufzuchtstation war. Ich erinnere mich genau, dass dort damals Wölfe gezüchtet wurden, weil sie regelmäßig zur Fütterungszeit geheult haben. Heute befindet sich auf dem Aufzuchtgelände ein Parkplatz. Freunde von mir haben  im Viktor-Hensen-Haus gewohnt. Wir sind oft durch das Gebäude geschlichen und haben uns die Laborratten in ihren Käfigen angesehen. Für mich schien das Gelände riesig, aber für die 6000 Studierenden, die dort um 1960 studiert haben, war es sicherlich recht eng.

Die „Alte Uni“

Mein Zuhause war die Johanna-Mestorf-Straße 7. Unsere Wohnung befand sich im Obergeschoss, was großartig war, denn niemand hatte damals wohl einen größeren Balkon als wir. Wir konnten auf allen Dächern herumlaufen und über die Uni blicken. Von dort aus konnten wir auch die Straßenbahn sehen, die ihre Endstation dort hatte, wo heute das Audimax steht. Damals gab es nur die „Alte Uni“, und es erstaunt mich immer wieder, wie diese seitdem gewachsen ist. Unser Spielplatz war der heutige Wilhelm-Seelig-Platz. Dahinter lag das ehemalige ELAC-Gelände, für uns unerreichbar durch einen hohen Zaun abgeriegelt. Heute befindet sich dort der Wissenschaftspark.

Radioteleskop an der Uni-Kiel

Radioteleskop an der Uni-Kiel

Hinter dem Radioteleskop war für uns Kinder Schluss, denn dort gab es nur eine  Eisenbahntrasse, die heute zur Fahrradautobahn bzw. Veloroute 10 ausgebaut werden soll und die Schrebergärten. Auch den Botanischen Garten gab es noch nicht auf dem Gelände der heutigen Universität. Dieser wurde erst ab 1975 angelegt. Vorher lag der Botanische Garten am Düsternbrooker-Weg, Ecke Schwanenweg. Noch  heute ist der „Alte“ ein beliebtes Ausflugsziel. Er wird immer noch sorgfältig gepflegt und bietet mit seinem Pavillon einen attraktiven Aussichtspunkt mit Blick über die Förde.

Als ich 6 Jahre alt war, beschloss mein Vater, aus der Uni auszuziehen, da er nicht einmal am Wochenende von der Arbeit verschont wurde. Ständig war etwas kaputt, bei Regen lief das Umspannwerk voll Wasser, oder die automatische Raumverdunklung in den Hörsälen war defekt, was aber nicht meine Schuld war, auch wenn ich verbotenerweise gerne damit rumgespielt hatte.

Entwicklungen seit den 1970er Jahren

In den 1970er Jahren wurde die Uni ausgebaut. Die Sportstätten,  die Fakultätenblöcke und das neue Physikzentrum entstanden. Für mich als Jugendlicher eine spannende Zeit, denn wir haben uns dort oft rumgetrieben und die leeren Bierflaschen auf den Baustellen eingesammelt. Eine nette Ergänzung zu unserem Taschengeld.

Die Uni-Schwimmhalle ist zu bestimmten Zeiten für alle geöffnet und es werden auch Kurse wie Aqua-Jogging angeboten. Allerdings ist der Zugang von Montag bis Freitag für Personen, die unter 18 Jahre alt sind, nicht gestattet. Für mich unverständlich, dass in dieser Zeit keine Kinder in die Halle dürfen, denn hier werden u.a. auch Studierende der Sportpädagogik ausgebildet, die nach ihrem Studium mit Kindern arbeiten wollen. Im Sportzentrum werden Präventionskurse wie Pilates, Yoga oder Rückenyoga angeboten.

Mitte der 1970er Jahre studierten dann schon 10 000 Menschen an der Uni. Im Studienjahr 2015/16 waren es 25.277 Studierende. Viele wählen bewusst die Kieler Universität für ihr Studium aus, denn obwohl Kiel eine kleine Stadt ist, hat sie viel zu bieten. Als alteingesessener Kieler muss ich hier natürlich unsere Strände erwähnen.

CAU ­- nicht nur was für Studierende

CAU - Botanischer Garten

CAU – Botanischer Garten

Dass die CAU nicht nur für Studierende Interessantes zu bieten hat, ist leider kaum bekannt. Irgendwie scheint die Uni von einer unsichtbaren      magischen Mauer umgeben, welche die Nicht-Studierenden davon abhält, einmal einen Blick in das Gelände zu wagen. Ich halte mich dort hingegen gerne mal auf. Spaziergänge im Botanischen Garten, Besuche des Geologischen und Mineralogischen Museums und auch die diversen Veranstaltungen sind immer ein Grund, die Uni zu besuchen. Und man kann übrigens auch als Gast in der Mensa essen, wenn einen das Gedränge nicht stört. Auch die Universitätsbibliothek ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Jeder, der seinen ersten Wohnsitz in Schleswig Holstein hat, kann dort eine Benutzerkarte beantragen.

Hier noch ein paar Tipps von mir, was ihr euch unbedingt ansehen solltet:

Der Neue Botanische Garten:
Täglich geöffnet ab 9.00 Uhr, auch am Wochenende und an Feiertagen. Die Schließungszeiten sind abhängig von der Jahreszeit.  Die Schaugewächshäuser sind täglich ab 9:30 Uhr geöffnet, allerdings nicht am Wochenende. In unregelmäßigen Abständen werden Führungen angeboten und es gibt besondere Angebote. Schaut mal auf die Webseite unter www.uni-kiel.de/nickol/botgar.html – es lohnt sich: Der Eintritt zum Garten ist frei.

Geologisches und Mineralogisches Museum:
Ludewig-Meyn-Straße 10-12, geöffnet Montag bis Donnerstag, 8:30-16:00 Uhr und Freitag 8:30-14:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Schulklassen müssen sich anmelden. Einen Besuch dort kann ich nur empfehlen: Es glitzert und funkelt, besonders für Kinder ist die Ausstellung ein Hingucker.

Audimax:
Im Audimax werden verschiedene Veranstaltungen angeboten. Dazu gehören Vorträge aller Art, Konzerte und auch ein Kinoprogramm.  Es gibt außerdem zahlreiche allgemeinverständliche Ringvorlesungsreihen in den Semestern, welche oft im Audimax oder auch am ganzen Campus stattfinden.

Da sich das Programm ständig ändert, solltet ihr am besten auf die Webseite www.wasgehtinkiel.de schauen und dort alles weitere unter CAU Audimax nachlesen. Es lohnt sich, denn die Preise für einen Kinofilm sind erschwinglich. Für 6 Euro kann man sich da z.B. schon einen Star-Wars-Film ansehen.