Ständig jagen uns Gedanken durch den Kopf, bis zu unglaublichen 60.000 an einem Tag. Wer kennt das nicht, „wütend sein“ auf schwierige Kund_innen, die einen den ganzen Tag unterbewusst verfolgt oder quälende Anspannung vor einer Prüfung, die sich auf die Konzentration auswirkt – potenziert durch Zukunftsängste oder traumatische Ereignisse aus der Vergangenheit. Eckhart Tolle, weltweit bekannt als spiritueller Lehrer und Bestsellerautor, sagte dazu: „Alles menschliche Leid hat eine Ursache – in uns selbst. Unser Denken ist ein beigebrachter Automatismus, über den wir nicht mehr nachdenken. Wir versuchen ständig, unseren Verstand zu beschäftigen, lassen uns von den vielen Wegen der Informationen, dem endlosen Fluss unserer Sinne, reizen. Unser Denken ist zu einer Krankheit geworden – aus dem Gleichgewicht geraten.“
Was genau ist Meditation?
„Meditation ist lernen im Augenblick zu sein, ohne störende Gedanken – einfach präsent zu sein“. Das waren die Worte unseres in Kiel ansässigen Zen-Meisters Harry Mishō Teske, mit mehr als 30 Jahren Meditationserfahrung eine Institution in Kiel. Ich bin ihm sehr dankbar für die Informationen und das Wissen zur Meditation, welches ich hier zitieren werde. Meditation, auch Achtsamkeitsübung genannt, erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Achtsamkeit ist eine Form von Konzentration, bei der man bewusst wahrnimmt, was im gegenwärtigen Moment ist, ohne zu urteilen. Auf der Suche nach sich Selbst und Möglichkeiten, mit ihren Problemen umzugehen, kommen immer mehr Menschen, sowohl therapeutisch als auch privat, in Kontakt mit unterschiedlichen Meditations- beziehungsweise Achtsamkeitstechniken. „Wenn Sie das erste Mal meditieren, werden Sie merken, dass sich Ihre Gedanken von alleine denken. Um diesen Prozess in den Griff zu bekommen, erfordert es Übung“.
Was bringt mir Meditation?
„Sie gewinnen erstmal ein gehöriges Maß an Achtsamkeit. Sie bekommen mit, was alles in Ihrer Umgebung passiert, Sie bekommen es körperlich mit, Sie bekommen mit, wie Sie sich fühlen, wie Sie mit den Gefühlen umgehen. Sie bekommen Ihre Geisteslage mit, Sie bekommen die Gedanken mit, die Sie denken“.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Meditieren in nahezu allen Lebensbereichen nachweisliche Vorteile bringt. So erhält man ein deutliches „Mehr“ an Mitgefühl, Empathie, Emotionssteuerung, Schmerztoleranz, Gedächtnisleistung und Konzentration. Die Lebensqualität steigt! Ein deutliches „Weniger“ gibt es an Anspannung, Trauer, Wut, Stress, Blutdruck, Angstgefühlen und Depression. Die Belastung sinkt!

Wie wird meditiert?
Es gibt unzählige Arten der Meditation: Frei und angeleitet, körperlich passiv, z.B. im Sitzen und aktiv, z.B. Gehmeditation, mit Mantra oder mit Atem. Auch hier in Kiel gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern. Von Zen-Meditation bis Lichtmeditation, ob verschiedene Buddhistische, Yoga- oder Facebook-Gruppen. Oder einfach allein zuhause, da findet jede/r ihren/seinen eigenen Weg.
Hier ein Beispiel einer einfachen Atemmeditation:
Setzen Sie sich bequem hin, der Lotussitz, eine Art Schneidersitz, bei dem die Füße auf den Oberschenkeln ruhen, wäre dafür optimal, aber auch der normale Schneidersitz oder ein Stuhl ist dafür bestens geeignet. Bei gesundheitlichen Problemen ist Meditation auch im Liegen ausführbar. Atmen Sie dabei ruhig durch die Nase ein und aus. Ein paar tiefe Atemzüge zum Anfang fördern die Entspannung. Ihr Körper findet danach die ideale Atmung selbst, beeinflussen Sie sie nicht weiter. Beobachten Sie Ihren Atem. Konzentrieren Sie sich darauf, wie sich der Bauch hebt und senkt oder wie sich die Atemzüge an den Nasenlöchern anfühlen. Konzentrieren Sie sich darauf, wie der Atem kommt und geht. Schweifen Ihre Gedanken ab, dann führen Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach wieder zurück auf das Ein- und Ausatmen. Es ist völlig in Ordnung, immer wieder abzuschweifen. Kehren Sie einfach immer wieder zurück zur Konzentration auf die Atmung.

Tipps vom Zen-Meister: „Schließen Sie Ihre Augen soweit, dass gerade noch etwas durchgesehen werden kann. Fixieren Sie einen Punkt ein bis drei Meter vor sich und bewegen Sie Ihre Augen nicht mehr von diesem Punkt weg. Fangen Sie an, Ihre Atemzüge zu zählen. Sobald Sie bei 10 sind, beginnen Sie von vorn. Da muss man sich zu Beginn wirklich sehr konzentrieren, um nicht zur 11 zu zählen, sondern nach dem zehnten Zug wieder bei eins anzufangen. Verzählen Sie sich, fangen Sie einfach wieder bei eins an“.
Was tun bei aufkommenden Gedanken?
„Die Gedanken sind eigentlich auch kein Problem. Unser Problem ist, dass wir gegen die Gedanken ankämpfen! Und dann fangen sie an noch stärker zu sprudeln. Das Mittel der Wahl ist das Loslassen und keine Gedankenketten zu produzieren, sondern die Gedanken einfach kommen und gehen zu lassen.“
Wann wird meditiert?
„Die günstigsten Zeiten sind die Morgen- und Abenddämmerung im jeweiligen Zwielicht“. In dieser Zeit sind die Gedanken nicht so aktiv und die Wahrnehmung noch ungefiltert, das Unterbewusstsein ist offener. Meditieren ist aber auch zu jeder anderen Tageszeit effektiv.
Wie lange und wie oft sollte meditiert werden?
„Wenn Sie es möglich machen können, sollten Sie einmal am Tag 25 Minuten Meditieren. Zum Anfang sind auch 10 Minuten ausreichend. Schon nach 21 Tagen, oftmals viel eher, merken Sie einen Achtsamkeitsgewinn“. US-Forscher haben herausgefunden, dass bereits 25 Minuten Meditation an drei aufeinander folgenden Tagen ausreichen, um psychische Belastungen zu verringern.

Und ein paar Minuten am Tag mal weniger das Smartphone in der Hand zu halten und die Zeit in sich zu investieren, sollte jeder hinbekommen. Wenn Sie sich jetzt immer noch unsicher sind, ob Sie es versuchen sollten, denken Sie über die Worte des Zen-Meisters Harry Mishō Teske nach: „Sie sollten meditieren, um jetzt nicht an einen blauen Elefanten zu denken.“
Autor: Armin Kessler